Geschichtliches - Bambusrunde

 

Aus der Geschichte der „Bambusrunde“
Selten läaat sich die Geschichte eines kleinen Vereins wie der „Bambusrunde“ rekonstruieren, denn deren Dokumentation von Anfang an erscheint selten als aufschlussreich oder gar notwendig. Dabei sind viele Ereignisse in der Vereinsgeschichte durchaus der Erinnerung wert, auch die Persönlichkeiten, welche die Vereinsgeschichte prägten. Auf irgendeine Weise spiegeln sich in ihnen stets auch die allgemeinen Entwicklungen in Politik und Gesellschaft. Ungeordnete Notizen zu Einzelheiten aus den vierzig Jahren der „Bambusrunde“ sollen deren Mitglieder zu eigenen Erinnerungen anregen.


Teil 6 – Drachenfeste mit der Bambusrunde
In früheren Jahrzehnten war das auf dem Lande ein Herbstvergnügen kleiner Jungs: aus zwei Latten, einigen Bindfäden, Kleister und Einwickelpapier einen trapezförmigen Drachen zusammenbasteln und dann versuchen, ihn an einer langen Schnur bei günstigem Wind auf einem Stoppelfeld in die Lüfte steigen zu lassen! Längst wurde daraus ein Ganzjahresvergnügen auch erwachsener Männer, die sich ihm vorzugsweise an den Meeresküsten widmen. Damit wurden auch diese „Papierhabichte“ immer aufwendiger.

Einladungsflugblatt zum Drachenfest in Hamburg am 28.10.1990
Einladungsflugblatt zum Drachenfest in Hamburg am 28.10.1990

Papierhabicht – das ist eine der zahlreichen chinesischen Bezeichnungen für den Flugdrachen, „Windflöte“ ist ein anderer. Schon in vorchristlichen Zeiten wurden diese Drachen von den Militärs als Signalinstrument eingesetzt, doch bald dienten sie auch dem Volksvergnügen, vor allem am Tag der der doppelten Neun, dem neunten Tag des neunten Monats. Schon im 10. Jahrhundert waren diese Drachen und die mit ihnen verbundenen Spiele so aufwendig geworden, dass sie verboten wurden. Das tat solchen Drachenfreuden bis in die Gegenwart jedoch nur selten Abbruch.

 

Wegen dieser kulturellen Hintergründe wandte sich die Drachengruppe Hamburg im Jahre 1990 an die Bambusrunde, mit der Bitte um Mitwirkung. In deren Vorstand erklärte sich Dr. Dr. Rainer Schwedler, Bibliotheksleiter an der Uni Hamburg, bereit, sich hierfür zu engagieren – und das erste Drachenfest stieg am 28. Oktober 1990 am Öjendorfer See in die Lüfte, sozusagen. Schwedler hatte sogar ein kleines Programmheft dafür vorbereitet, und Lautsprecher trugen den Namen der Bambusrunde als – bescheidener – Förderer dieses Ereignisses immer neu über die Wiesen am See.

Drachenfest in Hamburg am 28.10.1990
Drachenfest in Hamburg am 28.10.1990

Für alle Mitwirkenden war das tatsächlich ein Ereignis, denn selten hatten sie ihre Künste mit den Wunderdrachen in so angenehmer Umgebung und in so großer Zahl vorführen können. Einige tausend Zuschauer waren überdies erschienen, und schon bei der fünften Wiederkehr dieses Drachenfestes im August 1994 sahen 15.000 Menschen den Tänzen der Flugdrachen zu. Jetzt widmete auch die HH-Presse diesem Sport, denn das war das Drachenfliegen inzwischen geworden, Aufmerksamkeit, in Wort und Bild. Auch die Bambusrunde als Mitveranstalter wurde dann natürlich erwähnt.


Diese Drachensportler hatten aus dem alten chinesischen, auch japanischen Brauchtum jetzt auch gelernt, dass sich ihre Flugdrachen nicht nur nach Ansehnlichkeit oder Ausgefallenheit der Konstruktion messen, sondern sich auch regelrechte Drachenkämpfe am Himmel ausfechten lassen. Das trug zur Attraktivität dieser begeisternden Veranstaltungen bei.

Aber wie das Leben so will – Dr. Schwedler musste nach einer schweren Erkrankung auf seine Mitwirkung im Vorstand der Bambusrunde verzichten. Damit fehlte den Drachenkünstlern der Ansprechpartner, und diese Zusammenarbeit endete. Ein kleiner Verein kann eben nur ein kleines Spektrum von Veranstaltungen gestalten oder an ihnen mitwirken.

Prof. Dr. Hans Stumpfeldt